Zeitungsberichte


Serie: Unsere Vereine 

Naturgenuss am Nachtweidesee

Unsere Vereine: Fischereiverein Grambke-Hütte Bremen ist eines der jüngsten Mitglieder des KSB Bremen-Nord

Ist Angeln Sport? Darüber gibt es auch unter Petrijüngern geteilte Meinungen. Volker Birne, Vorsitzender des Fischereivereins Grambke-Hütte Bremen, antwortet auf die Frage differenziert: „Aus Tierschutzsicht ist Angeln kein Sport, also eher eine Freizeitgestaltung – leider.“ Birnes Verein gehört dennoch mit seinen 55 Mitgliedern zum Kreissportbund Bremen-Nord (KSB) und somit auch zum Landessportbund Bremen (LSB). Und diese Tatsache unterstreicht die sportliche Seite des Grambker Fischereivereins.

Die Anglergemeinde mit ihrer Fischerhütte am Nachtweidesee zählt nicht nur zu den kleinsten, sondern auch zu den jüngsten Organisationen im LSB. Ihr Geburtsdatum wird im Vereinsregister mit dem 26. August 2009 angegeben. Damals allerdings noch unter dem Namen Fischereiverein Grambke. Die Bezeichnung „Hütte“ ist zehn Jahre später hinzugefügt worden und weist auf das Stahlwerk im Industriegebiet des Bremer Westens hin. Der dortige Angelverein „Hütte Bremen“ verfügte 2019 über keine Gewässer mehr, während der Fischereiverein Grambke zur selben Zeit unter Mitgliederschwund litt. Volker Birne: „Da boten sich die Fusion und die namentliche Ergänzung geradezu an.“

Wer in Burg und Grambke lebt, weiß, dass sich die heimischen Petrijünger über die Bedingungen zur Ausübung ihres Hobbys nicht beklagen müssen. Ihr Revier, der neun Hektar große und 20 Meter tiefe Nachtweidesee sowie der ein Hektar große und fünf Meter tiefe Burger See, bieten nahezu ideale Voraussetzungen. Weite Anfahrtswege sind nicht erforderlich, liegen die Gewässer doch direkt vor der Haustür. In den Seen tummeln sich Schleie, Rotaugen, Brassen, Karpfen und der Hecht. „Vielleicht noch ein paar Forellen und leider auch Wollhandkrabben“, ergänzt Volker Birne. Die Wollhandkrabbe, einst mit dem Ballastwasser in Schiffen aus China eingeschleppt, ist bei den Anglern verhasst. Denn alles, was sie als Köder verwenden, ist auch für die gefräßige Krabbe ein Leckerbissen. Und so knabbert sie von der Made bis zum Maiskorn alles vom Angelhaken, meistens bevor ein Fisch zuschnappt.

Die Jagd nach dem Fisch

Angeln ist, technisch gesehen, der Fang von Fischen mit einer flexiblen Angelrute, einer Schnur und einem Köder. Und diese Jagd nach dem Fisch ist nach Überzeugung vieler Petrijünger auf einen Urtrieb des Menschen zurückzuführen, der sich einst zur Nahrungssuche auf die Pirsch nach Beute machte.

Heute ist Angeln für viele ein faszinierendes Hobby und Naturerlebnis zugleich. Wobei der „faire Umgang mit dem Tier“ eine wichtige Rolle spielt, wie es in mancher Vereinssatzung heißt. Darauf, so Volker Birne, werde auch beim Fischereiverein Grambke Hütte-Bremen großer Wert gelegt. Aktives Mitglied im Verein der Grambker Petrijünger kann denn auch nur werden, wer nach einem Vorbereitungskurs und bestandener Prüfung zum Beispiel beim Landesfischereiverband Bremen einen gültigen Fischereischein besitzt. Kinder bis zum vollendeten 13. Lebensjahr dürfen in Begleitung eines Erwachsenen aber auch ohne ein solches Zeugnis im Nachtweidesee oder Burger See mit angeln. Nicht gelten lässt der Fischereiverein Grambke-Hütte Bremen dort indes den sogenannten bremischen Stockangelschein.

Dieser „Ausweis“ ist eine Bremensie und erinnert an Kaiser Karl V., der vor rund 500 Jahren das Stockangelrecht für Bremer Bürger erließ. Sie durften für den eigenen Mittagstisch nach Belieben in Fluss und Seen mit Stockangeln fischen. Das Stockangelrecht gilt noch heute. Deshalb kann jeder Hansestädter, der das 18. Lebensjahr vollendet hat, in der Weser, der Kleinen Weser, in der Lesum flussaufwärts bis zur Burger Straßenbrücke sowie im tideabhängigen Teil der Geeste Fische fangen, wenn er sich gegen Gebühr beim Stadtamt eine Bescheinigung besorgt hat. Ein Angelexamen muss er hingegen nicht ablegen. In bremische Binnengewässern wie Burger und Nachtweidesee darf indes nur die Leine mit Köder und Haken werfen, wer die Fischereiprüfung bestanden hat. Allerdings sei es den Vereinsmitgliedern auch freigestellt, in Weser oder Lesum zu angeln, sagt Volker Birne.

Vor allem aber konzentrieren sich die Grambker Petrijünger auf ihre Vereinsgewässer, zu denen neben den beiden erwähnten Baggerseen der breite Graben namens Burger Speckbrake gehört. Und damit sie ihrer Freizeitbeschäftigung ohne Gewissensbisse nachgehen können, müssen sie dafür sorgen, dass der Fischbestand erhalten bleibt.

Mithilfe einer waidgerechte Befischung, der Einhaltung des Bremischen Fischereigesetzes sowie der Bremischen Gewässerordnung, wie es in der Vereinssatzung heißt. In der Praxis bedeutet das für die Grambker Angelfreunde allerdings auch eine teilweise erhebliche körperliche, sprich: sportliche Betätigung.

Fanglisten sind obligatorisch

Sie müssen beispielsweise die Gewässer sauber halten und sie immer wieder mal mit Jungfischen (Nachbesatz) anreichern. Dazu sind Fanglisten zu führen. Darüber hinaus müssen die Uferzonen sauber gehalten und die Vegetation im Umfeld der Seen gepflegt werden. Volker Birne: „Der Angler ist allein schon aus Eigeninteresse Hüter seines Gewässers und damit Umweltschützer. Je intakter die Natur ist, umso ertragreicher und vielfältiger ist der Fischbestand.“

Für den Vorsitzenden des kleinen Grambker Vereins gibt es denn auch nichts Schöneres und Entspannenderes, als in der Natur zu angeln, sie zu genießen und auch seltene Tiere und Pflanzen zu beobachten. Er selbst, sagt Volker Birne, komme relativ selten zum Angeln, bislang sieben bis acht Mal im Jahr. In diesem Jahr jedoch will er öfter das Vereinsdomizil am Nachtweidesee aufsuchen und anschließend sein Anglerglück finden. Zusammen mit seiner Frau, die eine wichtige Aufgabe im kleinen Grambker Verein wahrnimmt: Sie ist Gewässerwartin.

Klaus Grunewald

Naturgenuss am Nachtweidesee